Boden- und Asphaltverdichter
Technologie

Ein solides Fundament

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Schwere Maschinen von Ammann sind auf Produktivität, Ergonomie und Wartungsfreundlichkeit ausgelegt

Die Produktentwicklung von schweren Verdichtungsmaschinen ist anspruchsvoll. Es gibt Leistungserwartungen, die unbedingt erfüllt werden müssen – und Nachhaltigkeitsbestrebungen gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Tomas Kopic, Leiter des Bereichs Heavy Equipment von Ammann, ist für die schweren Verdichter und Asphaltfertiger des Unternehmens verantwortlich. Kürzlich sprach er über die Grundprinzipien bei der Produktentwicklung – und darüber, wie Ammann versucht, jede neue, weitere Generation noch nachhaltiger zu gestalten.

 

Straßenbauunternehmen sind auf die Entwicklung neuer Produkte angewiesen. Wie richtet Ammann seinen Prozess aus, um diesem kontinuierlich gerecht zu werden?

Zunächst einmal stellen wir sicher, dass wir die Anforderungen unserer Kunden genau verstehen. Dieses ist durch eine enge Kommunikation und viel Austausch möglich.

Auch das Ammann-Team ist eine wertvolle Ressource. Wir verfügen über umfangreiche Erfahrungen und fundiertes Know-how in der Straßenbauindustrie und besuchen jedes Jahr Hunderte von Baustellen in allen Teilen der Welt. Dies ist wichtig, weil sich gemeinsame Themen herauskristallisieren. Außerdem können Lösungen, die in einer Region erfolgreich sind, oft auf andere Regionen übertragen werden.

Dann fokussieren wir uns, wie wir diese Aufgabenstellungen lösen können ... wie wir Mehrwert schaffen können. Wir tun dies durch drei Schlüsselkonzepte: Produktivität, Ergonomie und Wartungsfreundlichkeit.

 

Beginnen wir bei der Produktivität: Welche Anstrengungen unternehmen Sie hier?

Bei der Produktivität geht es darum, die zu erzielende Verdichtung mit möglichst wenigen Walzenüberfahrten zu erreichen. Unsere wichtigste Innovation ist hier das von Ammann entwickelte intelligente Verdichtungssystem ACEforce. Dieses überwacht den Verdichtungsfortschritt in Echtzeit, sodass der Walzenführer weiß, wann die Zielverdichtung erreicht ist.

Dies bringt enorme Vorteile in Bezug auf Produktivität und Qualität. Wenn die Verdichtung erreicht ist, kann der Fahrer zu einem anderen Bereich der Baustelle wechseln. Ohne die Daten, die ACEforce liefert, würde der Walzenführer vielleicht weiter verdichten – doch jede weitere Überfahrt wäre eine Verschwendung von Arbeitszeit, Kraftstoff und sogar Lebensdauer der Maschine. Obendrein würden unnötige Emissionen verursacht.

Wir sprechen viel darüber, unnötige Überfahrten zu vermeiden – der Vorteil ist immens. Ein oft unterschätzter Aspekt von ACE ist die dadurch verhinderte Überverdichtung. Ich spreche nicht nur von dem damit verbundenen Abfall, sondern auch von den Schäden, die eine zu starke Verdichtung an den Materialien verursachen kann.

 

Sie haben auch die Ergonomie angeführt. Was genau meinen Sie mit diesem Begriff und was tun Sie, um Ergonomie zu erreichen?

Ergonomie ist das Konzept der Effizienzsteigerung in der Arbeitsumgebung. Diese kann auf verschiedene Weise erreicht werden, z. B. mit Bedienelementen an den Armlehnen. Der Walzenführer muss nicht nach ihnen suchen oder sich strecken, um sie zu erreichen.

Zur Ergonomie gehört auch gute Sicht. Unsere schweren Maschinen bieten außergewöhnlich gute Rundumsichten. Dies ist ein wesentlicher Aspekt der Sicherheit– und das ist auch richtig so. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich der Walzenführer nicht strecken muss, um gut sehen zu können. Das klingt nach Kleinigkeiten, doch im Laufe eines Arbeitstages summieren sich diese.

Bei Ergonomie geht es um Effizienz, aber sie ist auch eng mit Bedienkomfort verbunden. Ein Walzenführer, der eine gute Sicht hat und die Bedienelemente leicht erreichen kann, wird ermüdungsfreier und effizienter arbeiten.

In der Branche wird gelegentlich die Bedeutung des Komforts in Frage gestellt. Das dazu vorgebrachte Argument ist, dass die Maschinenführer schließlich bezahlt werden, um zu arbeiten und nicht unbedingt, um es bequem zu haben. Bei Ammann sind wir der Meinung, dass Komfort tatsächlich in Effizienz mündet– und Effizienz ist für jeden wichtig. Übermäßig viele Greif- und Streckbewegungen zu vermeiden, macht die Arbeit nicht nur sicherer, sondern auch effizienter. Effizienz ist auch ein Synonym für Produktivität. Je einfacher eine Maschine zu bedienen ist, desto produktiver wird sie.

Der Bedienkomfort wirkt sich auch auf die Qualität aus. Eine reibungslos funktionierende Maschine liefert bessere Qualität und die Wahrscheinlichkeit einer kostspieligen Nachbearbeitung verringert sich. Bei Bauvorhaben, bei denen Prämien gezahlt werden, steht Qualität im direkten Zusammenhang mit dem Gewinn.

Und schließlich würde ich Kunden sagen, dass Komfort die Aufmerksamkeit der Fahrer erhöht, wodurch diese nicht nur produktiver, sondern auch sicherer arbeiten.

 

Der dritte Faktor, auf den Sie hinweisen, ist Wartungsfreundlichkeit. Welche Bedeutung hat dieser Faktor?

Bei Wartungsfreundlichkeit geht es für uns um die Frage: «Wie einfach ist es, diese Maschine zu warten? Was können wir tun, um die vorbeugende Instandhaltung weniger zeit- und kostenaufwendig zu gestalten?» Die wichtigsten Bemühungen in diesem Bereich sind verlängerte Wartungsintervalle, gute Zugänglichkeit und eine längere Lebensdauer der Komponenten.

Die Verlängerung der Wartungsintervalle hat enorme Auswirkungen. Denken Sie an die Einsparungen, die möglich sind, wenn Sie eine Betriebsflüssigkeit nur alle sechs Monate statt drei Monate wechseln müssen. Sie haben die Arbeit des Wartungsteams um die Hälfte reduziert. Das Gleiche gilt auch für die Kosten, die für die Beschaffung und Entsorgung der Flüssigkeiten anfallen.

Gute Zugänglichkeit bringt weitere Kostenersparnisse. Je besser die Zugänglichkeit, desto schneller kann die Wartung abgeschlossen werden – und desto schneller kann die Maschine wieder in Betrieb gehen  und der Techniker sich einem anderen Projekt zuwenden.

Wir realisieren diese Wartungsfreundlichkeit durch kreative technische Lösungen. Unsere Bodenverdichter verfügen über eine abklappbare Kabine und eine Heckhaube, wodurch die Motor- und Hydraulikkomponenten leicht zu erreichen sind. Darüber hinaus sind die hydraulischen Komponenten zentral angeordnet.

Dank der weit zu öffnenden Motorhaube ist der Motorraum vom Boden aus erreichbar. So kann ein Techniker den Ölwechsel mit sicherem Stand von unten vornehmen. Leicht zu öffnende Seitenteile erleichtern Technikern den Zugang zu den Antriebs- und Vibrationskomponenten, und die Schmierstellen sind bequem zu erreichen. All dies spart eine Menge Zeit.

Und nicht zuletzt arbeiten wir ständig daran, unsere Komponenten noch robuster zu machen. Dazu gehört auch ein Umdenken bei Design und Konstruktion. Diese Anstrengungen zeigen sich in erfolgreich verlängerter Lebensdauer der Komponenten und somit der der Maschinen.

Was ist einfacher und kostengünstiger, als Komponenten nicht austauschen zu müssen und dennoch eine längere Lebensdauer bei einer schweren Walze zu haben?

 

Sie legen sehr viel Wert auf die einfache Wartung. Ist das wirklich ein Unterscheidungsmerkmal im Produktvergleich?

Auf jeden Fall. Ammann ist bezogen auf die Wartung davon überzeugt: Je einfacher wir die Wartung für den Maschinenführer machen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Service erledigt wird.

Der Grundgedanke besteht darin, die Notwendigkeit von Wartungsarbeiten zu verringern, indem wir wartungsfreie Komponenten verwenden oder Zugangspunkte aus Schnelligkeits- und praktischen Gründen zusammenfassen. Bauunternehmer sind sich mehr und mehr bewusst, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Wartung/Wartungsfreundlichkeit und Kosten besteht. Sie fangen an, die Lebenslaufkosten für den Besitz einer Maschine zu betrachten, nicht nur den Anschaffungspreis.

 

Einige dieser Initiativen scheinen auch zu einer grüneren Baustelle beizutragen.

Ganz genau. Das Auslaufen von Flüssigkeiten zu verhindern, ist vielleicht am einfachsten umzusetzen. Wir haben die Flüssigkeitsanschlüsse so konstruiert und angeordnet, dass keine Verschüttungen auftreten – und es funktioniert. Problem gelöst. Längere Wartungsintervalle haben natürlich ihre ganz eigenen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit.

Diese Ansätze fallen unter die neue Ammann Initiative ECOdrop. Sie hat bei unseren Bodenverdichtern begonnen und wird nun in die gesamte Produktlinie schwerer Verdichtungsmaschinen integriert. Die ECOdrop-Prinzipien sind auf alle Aspekte der Maschinenwartung, Wartungsfreundlichkeit und Umweltfreundlichkeit ausgerichtet. Sie bieten so auch eine große Kostenersparnis.

Die Prinzipien umfassen die Sachverhalte, über die wir bereits gesprochen haben, wie die Reduzierung des Wartungsbedarfs. Auch ein geringerer Kraftstoffverbrauch gehört dazu. Wir haben im Rahmen von ECOdrop einen besser organisierten, zentralisierten Ansatz geschaffen. Sie finden bei den Walzenzügen von Ammann hervorragende Beispiele dafür, welche Vorteile dieser Ansatz bringt.

Wir haben die Ölmenge für die Hydraulik um bis zu 26 % reduziert und die Ölmenge für die Vibrationslager um bis zu 10 %. Ein variabler Lüfterantrieb sorgt für effiziente Kühlung und damit für geringere Emissionen. Die automatische Drehzahlregelung und die intelligenten Schalthebelfunktionen verbessern die Kraftstoffeffizienz um bis zu 22 %.

Außerdem müssen Hydrauliköl und Filter nur noch einmal alle 2.000 Betriebsstunden gewechselt werden. Wir haben die Anzahl der Öl- und Filterwechsel halbiert und die Menge der benötigten Betriebsflüssigkeiten verringert.

Das Herzstück der Bodenverdichter, die Vibrationsbandage, wurde grundlegend überarbeitet, um außergewöhnliche Leistung und Wartungsfreundlichkeit zu gewährleisten. Das Vibrationssystem erfordert kein spezielles Öl, was Kosten spart. Darüber hinaus wurde die benötigte Menge im Vergleich zur vorherigen Generation um 10 % reduziert.

Ein neues automatisches System zur Steuerung der Motordrehzahl optimiert den Kraftstoffverbrauch. Es ist direkt in die Hauptmaschinensteuerung integriert und passt die Motoreinstellungen automatisch an die Baustellenbedingungen an.

Ich habe gerade eine ganze Reihe von nachhaltigen Vorteilen aufgezählt, und das für nur ein einziges Produkt. Der Nutzen wird exponentiell zunehmen, wenn ECOdrop auf die gesamte Produktpalette ausgeweitet wird.

 

Welche grünen Initiativen sind für die Zukunft geplant?

Wir arbeiten an einer «E-Mission»-Initiative, die auf Effizienz, Ökologie, Wirtschaftlichkeit, Exzellenz und Elektrifizierung abzielt.

Diese E-Mission ergänzt unsere gesamten Bestrebungen um Nachhaltigkeit. Wir loten alle erdenklichen Möglichkeiten aus, um den CO2-Fussabdruck unserer Produkte zu verringern. Dazu gehört auch die Suche nach effizienteren Methoden der Verbrennung von Kraftstoffen, was natürlich auch im Hinblick auf Emissionen interessant ist.

Der Einsatz fortschrittlicher Technologien minimiert den Verbrauch natürlicher Ressourcen und wirkt sich positiv auf die Emissionen aus.

 

Lassen Sie uns speziell über das Thema Asphaltverdichtung sprechen. Wie sieht die künftige Entwicklung der Produkte in diesem Bereich aus?

Hier dreht sich alles um ACE und was dadurch alles möglich wird. Dank ACE kommen auch unerfahrene Bediener mit den Maschinen sehr gut zurecht, was angesichts der Veränderungen in der globalen Arbeitswelt immer wichtiger wird.

ACE überwacht auch den Verdichtungsfortschritt, sodass sich Bediener auf Sicherheit, Leistung und Produktivität der Maschine konzentrieren können. Letztlich handelt es sich um eine Technologie, die sich auch auf die Qualität des Asphaltbelags unmittelbar auswirkt.

  

Wie begegnet Ammann dem Trend zur zunehmenden Digitalisierung?

In erster Linie durch fortschrittliche Technologien für halbautonome oder autonome Systeme zur flächendeckenden dynamischen Verdichtungskontrolle (FDVK). Und auch dadurch, dass wir GPS für Online-Baukontrollen oder für die Kommunikation zwischen Maschinen anbieten und auf Telematiksysteme setzen, die ein detailliertes Flottenmanagement ermöglichen.

Die FDVK-Systeme, ob halb- oder vollautonom, sind der Schlüssel zur Qualitätskontrolle. Dazu sind Messungen nötig und es müssen Zielvorgaben definiert und die Fortschritte zur Erreichung dieser Parameter überwacht werden. Wir haben mit ACE das fortschrittlichste System, und unsere Kunden profitieren sehr davon. Kunden werden zukünftig die Wahl zwischen einem halbautonomen System (ACEforce) und einem vollautonomen System (ACEpro) haben.

Neuigkeiten zur nächsten Generation von ACE werden voraussichtlich bei der bauma 2022 bekannt gegeben. Dies wird die vierte Generation des Systems sein.

 

Was gibt es Neues beim Flottenmanagement?

Unsere neueste Offensive in Bezug auf die Lebenszykluskontrolle von Maschinen ist das aktualisierte ServiceLink. ServiceLink ist ein Telematiksystem, mit dem unsere Kunden und Endbenutzer einen vollständigen Überblick über ihre Maschinen, deren Standort und anstehende Wartungsarbeiten erhalten.

 

Welche Regionen zeigen sich stark und in welchen Bereichen sehen Sie die besten Chancen für die Zukunft?

Das vergangene Jahr hat natürlich Schwierigkeiten mit sich gebracht, doch Ammann war in der Lage, seine Position in Märkten, in denen wir traditionell sehr stark sind, wie Europa und Russland, zu halten – und in einigen Fällen sogar noch auszubauen. Wachstum sehen wir auch in weiteren Märkten, insbesondere in den USA.

Wir stehen vor Herausforderungen, sowohl global als auch regional. Einige Regierungen haben sich als unberechenbar in der Notlage erwiesen. Solch ein Verhalten ist nie hilfreich. Darüber hinaus wirken sich Lieferkettenengpässe und der Arbeitskräftemangel in allen Regionen aus, wobei einige stärker betroffen sind als andere.

Kurz- bis mittelfristig erwarten wir, dass Europa stärkere Umweltanstrengungen fördert und die USA ihre Infrastruktur ausbauen. Der Großteil der übrigen Welt wird wohl weiter im Standby-Modus bleiben, bis die wichtigsten Probleme, wie die Schwierigkeiten der Lieferketten, gelöst sind.

 
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